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Bohuslav Vanìk-Úvalský - Frauen, Havel, Hygiene
/Übersetzung: Dr. Christina Frankenberg/TEXTE EINES WEISSEN MANNES, DER MIT DEN FRAUEN LEBTE! DAS ANDERE GESCHLECHT MIT DEN AUGEN DES ANDEREN GESCHLECHTS! 72 FRAUEN! PYRAMIDIAL! EINZIGARTIG! Ouverture Wieder war ich allein nach der bitteren Trennung von einer tollen Frau ich erkannte, dass ich noch viele Frauen kennen lernen muss um zu erkennen dass ich nicht mehr viele Frauen kennen lernen will Ich machte mich also ans Werk wie ein Drohn vor dem Bienenstock dem die gestreiften Hinterteile den Atem verschlagen Immer wenn Schluss ist mit einer Frau und man die Freiheit genießt braucht man ´ne Frau zur Bestätigung Die Frau aus der Anzeige (1990) Ich kenn eine Frau und die fragte mich - Du bist Ferdinand Havel? - Ja - So hab ich mir Dich gar nicht vorgestellt. mein Foto legt sie zur Seite ich hab es ihr geschickt vor langer Zeit ich weiß nur ihre Augen die schauten wie die die viel wissen wir lebten zusammen bei ihr in Zimmer und Küche es gab nicht viel Licht nur so viel, dass sie sah wie ein Tag dem anderen glich sie hatte keine Wahl und so drehte sie an den Schrauben die uns verbanden War der Druck nicht erträglich begann ich zu schreien sie ließ wieder locker aber nicht viel schon lang ist es her jetzt schreiben wir fünfundachtzig aber den Frauen aus den Anzeigen bleibt noch immer nichts übrig die Situationen sind gleich Die Frau mit dem Hund (1993) Ich kenn eine Frau und die hat ´nen Hund was haben die bloß? wir gehen zum Einkaufv und an der Straße sagt si e - Sitz wenn ich ins Regal nach ´ner Bierdose greife heißt es - Aus hundertmal bat sie um Verzeihung es rutscht ihr halt manchmal heraus und abends beim Gassi-Gehen lächelt sie süß wir gehen um den Block, dann um einen zweiten, dann langsam zurück ihre Bestie wartet schon hinter der Wand aus Papier die fällt mich bestimmt wieder an und diese Frau hört Pink Floyd raucht Gras und abends krault sie mich hinterm Ohr wir ziehn um den Block bis in den Morgen dann bis zum nächsten - Brav sagt sie, wenn ich ihr Wein reiche ich bin kein Hund wirft mir jedoch jemand ´nen Knochen hin mach ich ´ne Stunde lang Männchen neulich sagt sie zu mir - Platz da ergriff ich die Flucht erst draußen kam ich zu Atem und zurrte mein Halsband zurecht Die Frau im Koma (1995) Ich kenn eine Frau und einen Mann der liebte sie sehr als sie fünf Jahre im Koma lag saß er bei ihr und erzählte Tage vergingen und Wochen dann wusste er nichts mehr zu sagen so las er Beipackzettel er hatte sie von der Oberschwester. vom Tisch am Empfang nahm er das Telefonbuch und las so liebte er sie und manchmal sang er aber nur selten wegen der Stimmbänder er glaubte ganz fest dass seine Stimme zu ihr hindurchdringt manchmal weinte sie er glaubte sie spürt seine Zärtlichkeit aber sie weinte auch zwischen den Namen Karásek und Karasová - Das weibliche Hirn ist sehr rätselhaft auch wenn es tot scheint sagte der nette Arzt er sprach oft mit ihm manchmal auch in dessen Zimmer und sie erzählten sich was über dem Körper der Frau und ihre Stimmen hallten durch den leeren Raum manche Frauen haben ein schlechtes Zeitgefühl sie wurde wach nach der Stimmband-OP dieses freundlichen Manns er flüsterte nur er erzählte mir wie es war als der junge Arzt eintrat und zu ihr sprach - Naja sagte er - es war schon klar die Stimme aus dem Unterbewusstsein sie heiratete ihn Die Frau aus dem Verlag (1995) Ich kenn eine Frau die stiert mich an und lackiert sich die Nägel - Ich lackier mir die Nägel fuhr sie mich an als ich ihr Büro betrat - Ist schon in Ordnung sagte ich und nahm Platz gegenüber von ihrem Tisch ich schaue sie an wie sie ganz versunken die Zungenspitze durch die Zähne schiebt unauffällig beobachtet sie mich und überlegt meine Güte, warum muss der denn jetzt stören? sieht so aus, dass er keine Ruhe gibt der will das bestimmt Seite für Seite durchgehn wie er wohl im Bett ist? bestimmt ganz schön langweilig dann schließt sie ihr Fläschchen schüttelt ein Weilchen die Finger damit der Lack trocknet und lächelt - Also, was führt Sie zu uns? - Ich gab Ihnen mein Manuskript zur Begutachtung. - Sicher - Ich heiße Ferdinand Havel - Ich finde das sicherlich gleich sagt sie und durchsucht die Akten auf dem Tisch. in dem Hemd sieht er aus wie ein Depp im Bett ist es bestimmt das gleiche ich sollte Ale¹ anrufen - Na, hier haben wir es ja sie blättert die Papiere in der Mappe durch zieht das Gutachten heraus überfliegt es kurz und nickt - Also Herr Havel das sieht nicht gut aus… Sie sind doch der Havel? - Ferdinand - Aha, also das sieht nicht gut aus Herr Ferdinand Havel - Wieso nicht gut? - Die Handlung genügt nicht den Ansprüchen unserer weiblichen Leserschaft - Wie bitte? das war ja klar jetzt will er verhandeln unmöglich der Typ - Aber ich habe versucht originell zu sein in der heutigen Literatur ist es nicht einfach seinen Stil zu finden dies wird beeinflusst von vielen verschiedentlich konvergierenden miteinander verflochtenen und einander ergänzenden Gründen, nicht wahr? warum hab ich bloß nicht abgeschlossen ist das ein Idiot ich sollte wirklich den Ale¹ anrufen - Wie soll ich es Ihnen erklären für die heutige Zeit ist es eben zu schwierig - Ich kann gerne was streichen jetzt markiert er den großen Chef das ist ja ermüdend Ale¹ könnte mich zum Essen einladen - Ich hab mich bemüht die ganze Problematik mit weiblichen Augen zu sehn - Kann ich ganz offen zu Ihnen sein? - Selbstverständlich - Unser Lektor meint Sie haben Talent Sie sollten keinesfalls aufgeben und versuchen Sie bestimmt einen belletristischen Verlag zu finden aber ich darf nicht gleich nach dem Abendessen mit ihm ins Bett oder wenigstens nicht davor wir könnten uns ja schon am Nachmittag treffen sie gibt mir das Manuskript - Dann viel Glück - Aber das ist nicht mein Buch sag ich ungläubig beäugt sie den Titel - Die Verschmähte und geteilte ist nicht von Ihnen? - Nein - Von mir ist Eine Frau kann man nicht schälen wie eine Banane - Ach ja, hier haben wir es ja Verzeihung ich setz mich von neuem auf den Stuhl sie blättert im Manuskript zieht das Gutachten heraus überfliegt es kurz nickt - Also Herr Havel beginnt sie - das sieht nicht gut aus… Die Frau, die auf ihr Kind einplappert (1996) Ich kenn eine Frau die sagt zu ihrem Töchterchen andauernd: - Wir gehen zu Papa - Wie es wohl Papa geht - Schrei nicht, du weckst Papa - Warte bis Papa zurück ist - Das musst du Papa zeigen die arme Tochter! bekommt das Gefühl, dass Papa so etwas wie ein Halbgott für die Familie ist der arme Papa! das Mädchen lässt es ihn auslöffeln, dass dem nicht so ist die arme Frau! das erste Wort das die Tochter spricht wird Papa sein dafür wird der dreiste Kerl büßen von Verehrerinnen ganz zu schweigen die Minuten ziehn sich ich geh zu der Frau zu der Frau die ständig paparliert unter der Nusler Brücke lehnt sich die Tochter aus dem Kinderwagen und plappert -Danone! es fällt mir ein Stein vom Herzen bums! Frauen – gute Freundinnen (1996) Ich kenn zwei Frauen gute Freundinnen die sitzen im Café ganz zwanglos ein viertel Rotwein dann werden sie laut und strengen sich an dass nur jeder hört sie sind locker sie sind in und auch free ich schreibe Ideen nieder die mir Geld bringen solln warte dass mich jemand entdeckt noch immer geht die Tür nicht auf und auch der Portier tritt nicht ein mit der dicken Geldbörse - Aber Herr Havel was hab ich Sie gesucht! immer wenn Fräulein In auf Toilette verschwindet holt Fräulein Free einen Spiegel und ein Make-up aus der Tasche und malt sich an Fräulein In auf dem Damenklo tut dies ebenso nur ihr Spiegel ist größer solche Mädchen bleiben niemals allzu lange allein und wenn zufällig kein Kerl in der Nähe ist wartet zu Hause ihr fester Freund sicher ist sicher ich schließe mein Notizbuch und flirte mit Fräulein Free - Ich fahr nach Haus sagt voll Verständnis die zweite dann an der Haltestelle ändert sie ihre Taktik sie winkt einem Taxi, stopft Fräulein In schnell hinein mich lassen sie hängen mitsamt meiner Flasche Kognak wenn die eine keinen kriegt soll auch die andere leer ausgehn und der doofe Portier hat sich bestimmt nicht mal auf den Weg gemacht Frau mit Wohnungen (1998) Ich kenn eine Frau die hat eine Wohnung von ihrem Mann aus erster Ehe sie wohnt nicht dort vermietet lieber für fünfzehntausend damit es sich lohnt ihr zweiter Mann ein Taxifahrer hat auch eine Wohnung aus erster Ehe auch die vermieten sie außer den kommunalen Wohnungen haben sie vom Vater des Mannes eine Villa geerbt um es zur Mutter nicht so weit zu haben holten sie sie zu sich ins Dachgeschoss sie braucht nicht viel Platz und deren kommunale Wohnung vermieten sie auch lieber ein paar Kronen mehr können nie schaden die Villa ist wirklich beeindruckend ein Stück nur zum Wald mit Sicht auf den Vorort für sie allein wärs zu groß ihnen reicht eine Etage das Erdgeschoss können sie auch vermieten wenn es erst hergerichtet ist wir sitzen vorm Haus die Frau erzählt mir wie schwer es heut ist: einen Maurer zu finden jetzt die Fliesen in der Küche und das Bad umzubaun zum Glück dass ihr Mann ein paar Freunde hat aber versuchen Sie mal in einem Haus zu wohnen wo ukrainische Arbeiter ackern: Anwälte und Veterinäre ich schau über ihre Schulter und wirklich so viel Staub soviel Lärm von den Presslufthämmern überall Mörtel, Rabitzen und Schmutz einfach die Hölle für dreißigtausend werden sie es vermieten ist doch klar die Investition muss sich lohnen dann haben einmal die Enkel was und so sitz ich hier lausch den Beschwerden und freu mich auf die Ruhe zu Haus in Zimmer und Küche zur Miete ich zahle sechstausend kalt tausendneunhundert für Gas und neunhundert kost´ mich das Telefon und ich bin mir sicher wenn diese Frau nicht sofort den Mund hält dann schlag ich sie tot mit dem Schaufelgriff der hier herumliegt Die Frau, die mir alles berechnet (1999) Ich kenn eine Frau und wenn die mit ihren Freundinen beim Kaffee sitzt sammelt sie Punkte - Ja und er kocht auch sagt sie und in diesem Frauenkollektiv schnellt mein Wert dann nach oben so um die siebzig Prozent - Und er hat das Bad geputzt Wenn ich dusche bringt er mir den Morgenrock und trägt mich ins Bett den Seufzer hör ich bis hier weitere zehn Prozent - Aber Mädels, er hat kein Auto dreißig Prozent runter - Aber er schreibt Bücher jetzt bin ich bei neunzig - Meist aber grad dann wenn er sich mir widmen soll fünfzig runter sie trinken Kaffee klimpern mit Schmuck und der Schmerz zieht ihre Ohren lang - Er nimmt mich auf Reisen mit ist unterwegs mit mir und wenn es kalt wird wärmt er mir Hände und Füße fünfundneunzig - Er trinkt immer Bier vierundneunzig - Aber nicht mehr als zwei weiterhin vierundneunzig - Aber er zahlt auch vierundneunzigeinhalb - auch dem Kellner gibt er immer was Ich falle auf achtundachtzig wer will schon mit einem Mann leben der Geld verschwendet Ich kenn eine Frau und wenn die einmal loslegt dann gibts dicke Luft Ich werde den Eindruck nicht los dass die Frauen mir mal alles berechnen Frau SMS (1999) Ich kenn eine Frau die schickt mir ´ne Nachricht patrik, verzeih wir müssen uns trennen martin ist besser im boot bitte schreib nichts mehr Ich piepste zurück auf ihr Handy ist schon okay sag mir nur, bist du dir sicher, dass du auch boot meinst, nicht bett was meinst du kam´s gleich zurück war nur ein witz von mir aus. nimm mit ins bett, wen du willst dir ist es egal, völlig gleichgültig? nö, sollte es du elender schuft ist dir auch klar wie du michv erniedrigt hast? jetzt? nein, ich meint gestern, du alter wichser, knutschst dich mit drahuna, der blöden kuh! ich ahnte gar nicht, wovon sie da spricht Simon am meinem Tisch ging das Gepiepse nur auf den Geist - Klär das nur alles, wenn nötig Ach ja ich hab´s übertrieben wollte sie ärgern damit sie sieht, was ihr entgeht hab ich dir blumen gekauft das soll ich dir glauben? blumen hast du mir nie gekauft. versuchs einfach. ich fuhr bis in die lazar-allee hab solche gelben geholt die stinken, sind aber schön weißt du? liebst du mich? mehr als du denkst. willst du, dass ich zurückkomme? du warst doch nie weg die Frau ging mir nicht aus dem Kopf hat sich vertippt um eine Zahl oder zwei bis ich zur Kreuzung kam schrieb sie, sie hat sich entschieden hat Martin gesagt er soll nicht sauer sein sie bleibt doch bei mir wegen der Blumen ich hätt´ nicht getrotzt sei plötzlich so anders die nummer nimm nicht mehr das handy ist von einem freund wir werden so tun, als sei nichts geschehn Ich verwischte die Spuren ja, ja, okay solch junge Fraun sind voller Liebe und schwärmen ständig für jemand anders ein bisschen Technik und wie das dem Patrik das Leben ändert. Frauen im Chat (2002) Ich kenn Frauen die haben Themen da verschlägt´s mir die Sprache Jarka aus dem Internet schreibt: Mein Sohn verkündet selbstbewusst, dass er selber Anton ist und unten einen kleinen Tony hat. Meine Tochter hat eine Muschi oder Muschelchen, aber Anton bleibt dabei, dass sie eine Annie hat. Ans Ende setzt sie einen smiley. und Bublinka schließt sich gleich an Mein Mann und ich sagen Pullermann, vor dem Baden heißt es dann: wir gehn den Pullermann einseifen... :o) :o) ich überlege wie es wohl ist mit einer Frau zu leben die abends sagt - Du hast einen schönen Pullermann am Server Familie.cz hängt manche Dame von acht bis halb fünf dann geht sie nach Haus Ich warte im Büro bis endlich mein Text kommt um mich herum täuschen alle Arbeit vor Blanka ist in Schreiblaune: Mein Bruder hatte einen Pimmel, mein Sohn hat einen Ferdi – so nennt ihn mein Mann. Die Oma wiederum sagt Schwänzchen. In der Familie sollte man jedenfalls eine einheitliche Terminologie einführen. Dabei ist es praktisch, auch gleich an das weibliche Pendant zu denken. Jetzt überlege ich, wie wir bei meiner Tochter sagen sollen. Namen oder Tiere sind wohl wirklich nicht die beste Lösung, Ferdine werden wir also nicht einführen. Ich möchte etwas „funktionales“, wahrscheinlich wird es Lulli. Jetzt finde ich es schade, dass unser Sohn keinen Luller hat. (Vaginchen ist auch gut, auch wenn mir Penischen gar nicht so niedlich erscheint). Bobinka ist sich nicht sicher: Mein Mann möchte Latte sagen – angeblich, um ihm von Beginn an das Selbst zu stärken. Ich weiß nicht so recht ... Katu¹ka hat ihre eigenen Erfahrungen mit den Männern: Wenn es ausnahmsweise mal einen Jungen in unserer Familie gab, so war das ein Pullermatz. Helu¹ hatte es auch nicht leicht: Also mein Bruder hatte einen Puschel, ich eine Muschischi. Wie wir dazu kamen, weiß ich nicht. Vlaïka-Mausi hat zu viele Ratgeber gelesen: Für diesen Schniedelwutz soll man keine Verkleinerungsform nehmen, wie zum Beispiel Pimmelchen, weil die Jungs dann darunter leiden, dass der vom Papa größer ist und sie selbst nur ein kleines Pimmelchen haben.. Jarka hat bei den Feministinnen nachgeschlagen: Bei uns heißt das Muschi und bei den Jungs Puschi. Als ich klein war hatte ich eine Strulli und bei meinem Bruder habe ich das Struller genannt. Hübsch, nicht wahr? Monika hat es mit UFOs: Ganz schön ist auch die Bezeichnung Fidlifon. mit Jana würde ich mich nicht mal in eine Eckkneipe trauen: Ich bin für Pisser. Diese Frauenwelten verschlagen mir die Sprache ich bin ein normaler Mann sitz im Büro und warte mal wieder in der Hose hab ich kein ES ich hab einen normalen Schwanz gern würde ich ihn gebrauchen um mich schnell wegzuwedeln! Übersetzung: Mirko Kraetsch
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