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Radek Malý - Gedichte
Übersezung: Christa Rothmeier
Lobeda-Ost, Trakl
In der Stadt dunkelt es früher als sonst,
Blut speit die kranke Sonne.
Ein wahnsinniges Mädchen im Fenster singt,
über der Schlange der Wartenden vor der Suppenausgabe
zerschellt der Obdachlosen Gebrüll.
In Purpur schwimmt die Sichel der Luna,
ein Mondsüchtiger irrt auf den Dächern herum.
Die Schritte der Neonazis hallen
durch die Peripherie mit ihrem bitteren Duft.
Aus den Kellern tönt Geschrei.
Spukhafte Dämmerung und Krähen darin.
Blut speit die kranke Sonne.
Christi Wunden tun sich auf.
Phantasierende Nonnen, Glockengeläut,
und ein stickiger Wind beschwichtigt den Zorn.
Verse über Prag
Prag wälzt sich in grauen Federbett,
stechender Uringeruch flutet den Bahnhof.
Ihr habt mich bestihlen. Keiner schritt ein.
Roter Scharlach überzieht den zerrissenen Horizont.
Wer kam da um 7.36
in einem dieser elendslangen Züge?
Wer kam da an, sic von der Nusler Brücke zu werfen?
Hier stinkt etwas. Es ist die Mutter der Städte.
Hier stinkt etwas. Hart gewordene Worte
von den Flügeln der Tauben am Bahnhof aufgewirbelt.
Wer auf mich gewettet hat, hat falsch investiert.
Wer um den Tod tam, eilt nirgendwohin.
Selbst die Sonne probiert nicht, aufzugehen.
Eine grausame fette Stiefmutter ist Prag.
Faschingsende
Was vemag ein Mensch gegen eine Herde Ochsen?
Was vemag der Mond im Sonnenschein?
Was vemag ein einzelner, wo andere sich formieren?
Nein, kein Bier Ich warte auf eine Cola,
das Getränk der Schwachen Den Trauertrank
Leichenbestatter Februar haucht seine Hände an
und versucht, die gefrorene Erde zu erwärmen
Ich halte mit ihm eine halbe Schweigenminute für die Welt
und gehe dann wallfahren nach Jericho
um zu beten Hier gibt es nichts Erstrebenswertes
Ich bin O. K. Ich schon Es ist die Welt, die spinnt
Wohin man blickt, überall wütet der Karneval
Die Weißen sind schwarz Die Schwarzen möchten weiß sein
Die beste Verkleidung haben sie noch nicht gewählt
Der Fasching endet Behaltet die Masken an
Übersetzung: Petr Fuka und Radek Malý
Gegen Bajonette
An der Marne und an der Piava
und bei Ypres, da ging‘s hart zu
Die wunde Welt liess sich selber zur Ader
Blut floss vergeblich Es wollte nicht fliessen
Ein Widerhall in der trunknen Welt
Gegen Bajonette!
Ach Du liebe Welt Du bist nicht heil Sieg heil
Leningrad, Dukla grüsst Nagasaki
Der Mütter Klage? Der Kinder? Wo denkt ihr hin
Geht hin
Gegen Bajonette!
Mein Opa fiel in Galizien
Rote Grashelme…
Welch strammer Bursche!
Schlaft sanft ihr Helden Und ihr Glocken läutet
Die Welt ist nicht heil
Nach wie vor läuft man
Gegen Bajonette
Werwolfzug
Bahren
Pappelbahren
Zwei lange schwarze Bahren
und ein weisses verlaufenes Schaf
Es bimmelt keine Schelle
Es klingelt ein Glöckchen
Auf dem Wolfschwanz
Und ins Dunkle wild Wild blinzeln
rote Augen
zwei feuerrote Wolfsaugen
und die Schafherde böckt Der Hirte betetv
Zum Bahnübergang stürmt ein Zug
Werwolfzug
Jemand ist gierig nach Blut
Aber Wer?
Dieser Wolf?
Man ist gut
Aber Werwolf?
Wer weiss…?
Wer schwarz…?
Bahren
Pappelbahren
Zwei lange schwarze Bahren
An Schafpfaden Beifusskraut
Den Schafsbock frisst ein Wolf Der Mond wird kleiner
Treff‘ dich in Unterwelt Schizophrenerdtrabant
Den Schafsbock frisst ein Wolf Und das sieht Keinerv
Es ist nicht lächerlich Aber so interressant
brr!
Wo bist du verlaufen Wohin bist gegangen?
Durch den Wald Durch den Schlund Über Feld Über Grund
Mein Schäffchen, bist verirrt, aber wer ist dein Hirt?
Ist ein Wolf Ist ein Mensch, Teufel und Engel
Bahren
Pappelbahren
Zwei lange schwarze Bahren
Das Mondschaff böckt vor Schmerz
Und sein abgelenktes Antlitz
Sein Wolfsantlitz
Schweigt
Ein Engel Ein verzweifelter Engel
Ein Engel Ein verzweifelter Engel
Er schreit Ich springe Ehrlich Ich springe
Es geht doch nicht
so zu leben
Meingott in alle Ewigkeit
Bullen, Feuerwehr und Krankenwagen
und eine erfahrene
Psychologin
Ein Megafon
Menschenskind Sei doch kein Narr
Es hat keinen Sinn
Keinen Sinn Na eben Keinen Sinn
Einszweidreijetzt
Engel Mein Engel
Beschissene
Beschissene Flügel
Herbst Der Pazifist
Was für Waffen
Granaten der Ebereschen
Schwerter von Schwertlilien
Seltsame Waffen
Ich unterliege schon wieder
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